Am Morgen des folgenden Tages blies der Wind wieder stark und schob uns schnell durch die Fahrrinne bis nach Rankwitz. Dort hat die Rinne einen Knick um fast 90 Grad. Der Dieselwind mußte uns wiedermal dem Ziel entgegenschieben. Vor der Brücke von Zecherin warteten wir 45 min. vor Anker. Als einer der Ersten passierten wir die geöffnete Brücke und konnten wenig später die Segel wieder setzen. Der starke Wind schob uns mit rasanter Geschwindigkeit über das Stettiner Haff bis nach Ueckermünde. Dort legten wir im Yacht-Club Ueckermünde an. Der kurze Weg in die Stadt war von Vorteil, da wir in ein Restaurant essen gehen wollten. Wir wurden jedoch heftig enttäuscht. Montags bis Dienstag oder sogar Donnerstag hatten fast alle Restaurants geschlossen. Zum Glück gibt es noch eine Dönerbude im Zentrum, die dafür sorgte, dass wir nicht verhungern mussten. Auf dem Rückweg zum Böötchen überraschte uns ein Shantychor, der Lieder vortrug. Da wir uns entschlossen hatten, zurück nach Hause zu fahren, standen wir früh auf und legten unmittelbar nach dem Frühstück ab. Ziel Ziegenort. Auf dem Haff erwartete uns mal wieder heftiger Wind. Er schob uns mit zum Teil bis zu über 8 kn. dem Ziel entgegen. In Ziegenort wurden die Dieselvorräte ergänzt und, da es noch sehr früh am Tag war, der Weg bis nach Stettin fortgesetzt. Am Nachmittag waren wir bereits fest im Akademischen Segelclub Stettin, wo wir die „Grand Cru" mit Rainer und Sabine an Bord trafen. Sie hatten für den Folgetag das Mastlegen mit dem Hafenmeister auch für uns vereinbart. Der Abend war wieder nett, da hier im Verein die Preise noch nicht explodiert waren.
Der nächste Tag wurde spannend, denn unser bekannter Hafenmeister hatte seinen freien Tag. Seine Vertretung hatte mit der Bedienung des Mastenkranes offensichtlich wenig Erfahrung. Der Mast hing plötzlich im 45 Grad Winkel an Deck. Er konnte nicht höher gezogen werden, da der Kranhacken unter der Saling verklemmt war. Es waren spannende Momente, bis wir den Haken wieder von der Saling gelöst hatten und der Mast ordentlich an Bord lag. So langsam hatte der Kapitän die Nase voll und wollte nach Berlin. Daher wurden die letzten Vorbereitungen getroffen und dann ging die Fahrt Richtung Berlin los. Am frühen Nachmittag machten wir in Gartz fest. Im Imbiss am Hafen erhielten wir Speis und Trank. Es folgte ein Rundgang durch den Ort, der zeigte, dass hier im Grenzgebiet noch wesentliche Entwicklungsschritte notwendig waren. Früh fielen wir ins Bett, da wir am Folgetag mit der aufgehenden Sonne Richtung Berlin starten wollten.
Um 5.00 Uhr klingelte der Wecker. Bereits 20 min. später tuckerte Naima Richtung Berlin. Noch auf der West-Oder wurde während der Fahrt ausgiebig gefrühstückt. Kurz nach 10.00 Uhr fuhren wir mit einem Motorboot gemeinsam in die Schleuse Hohensaaten ein. Auf dem Weg zum Schiffshebewerk Niederfinow wurde unsere Geschwindigkeit von der Polizei bei Oderberg kontrolliert. Das Motorboot wurde herangewunken und mußte alle Papiere vorzeigen. Da wir nur ganz leicht über der vorgeschriebenen Geschwindigkeit unterwegs waren, blieb alles ohne Strafen. Das Motorboot war bereits bei der Schleusung am Schiffshebewerk wieder bei uns und berichtete. Der Weg bis zur Schleuse Lehnitz war ohne besondere Vorkommnisse. Ohne Wartezeit konnten wir in die Schleuse einfahren und wurden wenig später mit ca. 20 weiteren Sportbooten geschleust. Langsam hatten wir genug Fahrzeit hinter uns und wollten in der Marina Havelbaude in Hohenneuendorf anlegen, um dort beim Italiener zu Abend zu essen. Leider reichte der Tiefgang nicht aus. Auch am Restaurant Weißer Schwan war der Tiefgang nicht ausreichend. Also beschlossen wir weiter zu fahren und bei der Grand Cru, die an der Bürgerablage am Tegeler See ankerte anzulegen. Gegen 20.00 Uhr erhielten wir dort an Bord unser Willkommensbierchen, nachdem wir während der Fahrt dort hin zu Abend gegessen hatten. Mit Sonnenuntergang trieb es uns in unsere Betten. Wir waren redlich geschafft.
Am folgenden Morgen starteten wir nach gutem Frühstück um kurz vor 9.00 Uhr. Bereits um 9.40 wurden wir in Spandau geschleust. Gegen 10.30 lag Naima in ihrem Stand im Spandauer Yacht-Club. Ende Gut - Alles gut!
Fazit der Reise:
Vieles lief anders als geplant. Die gesteckten Ziele wurden nicht erreicht. Der Wind hat ständig stark und aus der falschen Richtung geblasen. Es ist jedoch auch möglich sich an der deutschen Ostseeküste zu erholen, auch wenn dort die Preise der Gastronomie und der Hafengebühren explodiert sind.