Montag, 31. August 2015

Naima in Myrina (vergleiche Asterix in Rom)

Wir sind gestern das erste Mal in Griechenland eingelaufen. Leute, ich kenne ja bestimmt den öffentlichen Dienst aus eigener Erfahrung, aber das toppt diese Erfahrungen bei Weitem. Wenn man in Griechenland das erste Mal einklariert (für Nichtsegler - anmeldet) dann muss man erst mal 15,00 € bezahlen, dass die Border-Police dich überhaupt bearbeitet. Dann erhältst du den Auftrag, eine Befahrenserlaubnis in griechischen Gewässern zu kaufen, eine sogenannte Depka. Dazu muss man zum örtlichen Finanzamt. Dort angekommen, stellten wir uns in einer langen Schlange am Schalter an. Als wir dran waren, war das Unverständnis groß und wir wurden an einen anderen Schalter verwiesen. Da diese Mitarbeiterin mit uns auch nichts anfangen konnte, wurde mit der Border-Police telefoniert. Offensichtlich wurde der Mitarbeiterin der Finanzbehörde jetzt erklärt, was sie zu tun hätten. Ja, wir haben dann 29,35 € bezahlt, um die griechischen Gewässer berühren zu dürfen. Je größer das Schiff, desto wesentlich größer die Gebühr. Ab 40 Fuß-Yachten besser nicht mehr in diese Gewässer einlaufen. Dann sind wir zurück zur Border-Police, natürlich mit der Quittung über die bezahlte Steuer. Daraufhin mussten nochmals Papiere ausgefüllt werden, die wir dann ohne weitere Kosten erhielten. Nun sind wir wieder in EU-Land. Der ganze Vormittag war mit den Gängen durch die Institutionen ausgefüllt. Dann bleibt nur der Marsch auf die Festung von Myrina. 33 Grad, wie immer, auf dem Weg sind nur Deutsche oder Esel. Der grandiose Ausblick über die Insel entschädigt für alle Mühen. Dann Abends noch ein Essen mit dem Blick auf den Berg Athos, schon einmalig! Danach noch einen Absacker an Bord der Diabolito, die uns morgen verlässt. Dieses Leben kann man ertragen.

Sonntag, 30. August 2015

78. Etappe Ormos Kondia - Myrina

Manche Tage stehen einfach unter einem schlechten Stern. Wir hatten heute vor, aus unserer Bucht zu dem nächsten Hafen zu segeln. Myrina sollte unser Ziel zum Einklarieren in die EU sein. Etwa nur 20 sm bei leichtem Wind um 4 Bft. aus der richtigen Richtung. Eigentlich alles toll. Also das Schiff für eine Segeltour klar machen. Dazu sollte das Beiboot vorn an Deck. Zuerst musste der Tank aus dem Beiboot, der Motor in seine Halterung an Bord von Naima und anschließend sollte das Beiboot mit dem Toppnanten an Bord gehievt werden. Alles ging erst auch ganz gut, bis der Toppnant plötzlich blockierte. Er war oben im Mast von der Rolle gerutscht und klemmte zwischen Rolle und dem Beschlag - in 9 m Höhe. Also wie ein Bergsteiger in den Mast, mit Hilfe von Ginas Muskelkraft sowie der großen Winsch. Zum Glück ließ sich alles reparieren. Dann Segel setzen und los. Unterwegs machte bei uns eine Gebirgsstelze rast. Erst kurz vor unserem Ziel verließ sie uns wieder, vollkommen grußlos! Schnell war das Ziel erreicht. Leider war im Hafen nur ein Platz am Kai für die Tara frei. Also ankern, in gehöriger Entfernung von den Schiffen am Kai. lch ließ meinen Anker auf 6 m Wassertiefe fallen. Ein Hamburger meldete sich über Funk und meinte, ich müsse noch weiter in den Hafen, weil dort Fischerboote vorbeifahren würden und ich diese behindere. Also Anker wieder auf. Der kam auch ohne Probleme hoch, jedoch mit dem Anker eines Italieners. Mir wurden sofort sehr lautstark alle Flüche diese Welt an den Kopf geworfen, was mich fast zu unfeinen Rückäußerungen hingerissen hätte. Da ich seinen Anker senkrecht hochgeholt hatte, ließ ich ihn an dieser Stelle einfach wieder fallen. Nun war sein Zorn besonders angefacht. Er legte - vollkommen unnötig - ab und legte seinen Anker neu. Dabei erhielt ich Belehrungen lautstarker Art die an Körperverletzung grenzten. Hätte er seinen Anker wieder straff gezogen, es wären vielleicht 3-4 m verloren gegangen, aber wir waren etwa 70 m von ihm entfernt. Alle Betrachter des Geschehens - auch außerhalb Naimas - hielten das Verhalten des Italieners für vollkommen unangemessen. Dann neu Ankern und zur Border Polce. Dazu natürlich Beiboot wieder rein, Motor angehängt, Tank dazu und mit Papieren an Land. Als wir dort für heute fertig waren, nahmen wir einen Ankunftsdrink an Bord der Tara. Plötzlich trieb Naima an uns vorbei. Ich hatte im Flachen geankert, der Anker hielt, aber als eine große Fähre in der Nähe anlegte, slippte er. In Windeseile begaben wir uns an Bord um mal wieder neu zu ankern. Alles war nun fertig, Anker eingefahren, lange Kette gesteckt, da wurde ein Platz am Kai frei. Dann man schnell wieder Anker auf und in der neuen Lücke rückwärts anlegen. Klappte sofort ohne besondere Vorkommnisse. Nun sind wir angekommen. Mal sehen was heute noch kommt.
Übrigens, das Beiboot liegt wieder an Deck und wird vom Toppnanten zum lüften hoch gehalten!

Samstag, 29. August 2015

Griechenland begrüßt uns windig

Am Morgen werden wir durch scheppern und klappern in Mast und Wanten geweckt. Der Meltemi meint, uns mit kräftiger Stärke in Griechenland begrüßen zu müssen. Das Schiff dreht sich wild hin und her. Nach dem Wetterstudium beschließen wir einen 2. Anker auszubringen. Wir legen diesen zum Hauptanker in einem Winkel von 45°. Er fasst sofort und beruhigt Schiff und Mannschaft. Inzwischen pfeifen die vorhergesagten 70 km Wind über uns her. Mit zwei Ankern liegt Naima souverän im Wind.

77. Etappe Marina Çanakkale - Ormos Kontias vor Diapori

Wir haben nach dem Besuch in Troja ausklariert, d.h. wir müssen die Türkei innerhalb von 24 Std. verlassen. Als der Wecker um 5.30 Uhr klingelt ist alles anders als zuvor. Das Schiff liegt ruhig, und der Meltemi schläft. Nichts rüttelt an unserem Rigg. Also duschen, Frühstück, alles seeklar machen und dann los. Wir wollen am Ausgang der Dardanellen entscheiden, wohin der Weg uns heute führt. Um 7.00 Uhr geht es los. Aus dem Hafen heraus, der Wind wird langsam stärker, kommt uns eine Fähre entgegen. Sie fährt quer zu ihrer Fahrtrichtung. Die Strömung erfasst uns mit 4 kn. Segel gesetzt und los geht die wilde Fahrt. Wir machen mit Wind und Strömung mindestens 8kn über Grund. Da wir das Verkehrstrennungsgebiet passiert haben und der Nordostwind hier als Fallwind einsetzt rasen wir ohne Welle voran, kaum merkend, dass der Wind stetig zunimmt. Wir werden von der Türkei regelrecht ausgespuckt. Auf der freien See angekommen, haben wir bereits wieder 6 Bft. Das Mittelmeer begrüßt uns mit einer kräftigen Welle, die uns zusätzlich schiebt. Also Segel reffen. Trotzdem zeigt die Logge regelmäßig Geschwindigkeiten über 8 kn an. Die Welle wir länger und wir können gerefft die Wellen surfen. Die Logge zeigt Geschwindigkeiten an, die einen frohlocken lassen. Bis 12 kn. surfen wir die Wellen herunter. In Anbetracht der Windrichtung und -stärke haben wir uns entschlossen, nach Limnos zu segeln. Der Nordkurs, Richtung Alexandropolis ist direkt gegen den Wind. Unterhalb der letzten türkischen Insel Gokceada, hinter der sich, der Sage nach, die Flotte des Odysseus versteckt hatte, wird es ein angenehmes, schnelles segeln, mit kräftigem Wind und weniger Welle. Limnos kommt uns rasant entgegen. Zuerst kaum zu sehen und dann wird die Insel schnell größer. Die Konturen werden klarer und bald haben wir das Südkap Ag. Eirini erreicht. Als wir herum sind, endet zwar die hohe Welle, jedoch mit Fallwinden von bis zu 8 Bft. rasen wir in Landdeckung bis zum Eingang der Ormos Kontias. Zeitweise werden wir von unseren lächelnden Freunden, den Delfinen, begleitet. Dann Segel bergen und gegen 33 kn. Wind in die Bucht gemotort. Es spritzt, unser Schiff wird mit einer Salzkruste überzogen und am Ende der Bucht finden wir den angekündigten guten Ankerplatz, direkt vor einer Taverne. Um 16.15 Uhr haben wir genau 70 sm hinter uns und liegen bei 40 m Kette sicher fest. Eine rekordverdächtige Fahrt. Dann Schlauchboot aufblasen, baden gehen und den Abend in der Taverne ausklingen lassen. Eigentlich dürften wir noch gar nicht an Land, weil wir noch nicht wieder in der EU einklariert sind. Jedoch der Einklarierungshafen Myrina ist voll, wie uns von der Diabolito berichtet wird und zudem noch weniger gegen den Wind geschützt. Also nehmen wir uns die Freiheit heraus, griechischen Boden zu betreten, ohne vorher angeklopft zu haben.

Donnerstag, 27. August 2015

Troja

Der Meltemi macht normaler Weise irgendwann eine Pause. Nur was ist schon normal? Gegenwärtig bläst er mit unveränderter Stärke. Also dann bleiben wir eben noch und fahren nach Troja. Von dem deutschen Ehepaar Mundt von der Diabolito erhielten wir einen Plan, aus dem die Abfahrtzeiten des Minibusses hervorgingen. Also lassen wir uns für 5TL an den historischen Ort fahren, der zum Weltkulturerbe gehört. Bereits 3.000 Jahre vor unsere Zeitrechnung sind hier Menschen gewesen, die Handel getrieben haben und offensichtlich dabei zu Reichtum gekommen sind. Über die Jahrtausende entstand eine Kultur, die den Griechen zu viel Konkurrenz machte. Der Reichtum der Stadt reizte offensichtlich zu kriegerischen Handlungen, was Homer zu seinen Erzählungen veranlasste. Leider hat man darin als Verursacher die Götter schuldig gesprochen und Odysseus als Helden gefeiert. Jahrtausende später hat der Deutsche Heinrich Schliemann hat dann dort unter schweren Bedingungen gegraben und vieles zu Tage befördert, incl. dem Schatz des Priamos. Wir haben die 20 TL Eintritt bezahlt und für weitere 10 TL einen Audioguide erstanden. Alles sehr beeindruckend, wenn man bedenkt, dass hier vor so vielen Jahren Menschen gelebt, gekämpft und gestorben sind. Wer Troja besucht, muss die Mythen des Odysseus neu bewerten. Nach gut 1 Std. hat man alles gesehen und ist beeindruckt.
Der Minibusses fährt uns zurück nach Çanakkale. Ein Besuch der sich gelohnt hat. Ich hoffe wir werden nie ein Trojanisches Pferd in unsere Stadt ziehen!

Delaware is everywhere

Ich bin in meinem Leben noch nie so vielen Schiffen unter amerikanischer Flagge begegnet, wie hier in der Türkei. Als ich den ersten "Amerikaner" getroffen habe, sagte ich auf Englisch mit voller Hochachtung: oh man, you had a long trip. Auf dem Schiff der Amerikaner rührte sich nichts. Schnell stellte ich fest, dass man an Bord nur türkisch spricht. In Istanbul fahren über 50 Prozent aller Schiffe unter Amerikanischer Flagge. In Marmara legte ich neben einem weiteren "Amerikaner" an. Er sprach gut Englisch. Ich fragte ihn, warum er als Türke eine Amerikanische Flagge zeige und als Heimathafen Deleware angebe. Er antwortete mit einem Grinsen im Gesicht: "Deleware is everywhere".

Mittwoch, 26. August 2015

Na ja, es wächst ja nach

Wenn man mehrere Monate unterwegs ist, kommt der Moment, wo man mit Bestimmtheit sagen muss, die Haare sind nun zu lang und müssen geschnitten werden. Da Radio Izmir für heute und morgen wieder Near Gale Warning ausgegeben hat, beschließen wir, die kommenden Tage hier zu verbringen. Die Zeit eines türkischen Barbiers war nun gekommen. Die Kunst der türkischen Friseure ist allgemein bekannt und so sind wir in der Altstadt von Çanakkale guter Dinge in einen ansprechenden kleinen Barber (Friseur für Männer) gegangen. Er, etwas jünger als der Autor, verstand leider kein Englisch. Was solls, es gibt ja Zeichensprache. Verschreckt stellte ich fest, dass er mit einem Apparat die Haare rund um meinen Kopf bearbeitete. Nun war es zu spät. Still- und durchhalten war nun angesagt. Im Spiegel konnte ich die Haut unter meinen Nackenhaaren sowie um die Ohren erkennen, nur oben blieb die Matte. Hoffentlich hat er nicht verstanden, ich wolle einen Irokesenschnitt. Dann legte er zu meiner Erleichterung die Maschine aus der Hand und griff zur Schere. Ich hatte jetzt oben eine Matte und dann mit Absatz rundherum 1 cm Haar. Nun wirbelte er mit der Schere über meinen Kopf. Die Haare wurden mit einem Kamm wild hin- und hergestrichen, um dann Millimeter für Millimeter gekürzt zu werden. Der Ansatz zwischen kurzen und langen Haaren verschwand. Er kämmte und schnitt unermüdlich. Die Haarschnipsel flogen durch die Gegend und ich ergab mich nun vollends in mein Schicksal. Na ja, es wächst ja, trotz meiner 61 Lenze, noch ganz gut nach. Dann schien alles gerichtet. Nun wurden die Augenbrauen, die Nasenhaare und Haare in den Ohren eleminiert. Auf einen übergroßen Q-tip kam offensichtlich reiner Alkohol. Dieser wurde angezündet (verschwendet) und meine letzten Häärchen am Ohr abgebrannt. Zum Glück nur diese! Dann wurde der Kopf gewaschen und ich meine es so, wie geschrieben. Der Ganze, incl Hals, Ohren, Gesicht usw. Danach konnte man offensichtlich erst die letzten Miniaturhaare am Hals erkennen, die dann mit scharfer Klinge rasiert wurden. Zum Schluss dann noch etwas Duftwasser in Haare und Gesicht und fertig war der Unteroffizier der 60er Jahre! Ich habe es nicht gedacht, aber man kann sich damit auf die Straße wagen und zum Glück - Haare wachsen!

Dienstag, 25. August 2015

76. Etappe Port Marmara - Marina Çanakkale

Wir haben einen längeren Schlag von etwa 65 sm vor uns. Der Rest des Marmarameeres, die Dardanellen, ein ungemütliches Segelrevier. Der Wind steht aus Nordost, Stärke 5-6 (Meltemi) und je nach Situation eine kurze, hohe, steile Welle, die von hinten unter unserem Heck durchläuft. Eine mächtige Kurbelei am Lenkrad. Also um 7 Uhr los. Als wir aus der Abdeckung der Insel heraus sind, greift der Meltemi kräftig zu und treibt uns mit über 7 kn vor sich her. Eine rauschende Fahrt, bei Sonne und mitlaufendem Strom. Geschwindigkeiten, die auf dem GPS immer wieder die 10 kn über Grund erscheinen lassen. Am Eingang zu den Dardanellen türmt sich die Welle bis auf 2 m auf. In der Höhe von Gelibolu, dem Ort, der im 1. Weltkrieg heftig umkämpft war und bei dem sehr viele Menschen getötet wurden, ändert sich das Wellenbild. Havelsegeln mit Strömung und 6 Bft. Das Verkehrstrennungsgebiet bereitet uns einige Probleme, da es an manchen Stellen bis unmittelbar an Land reicht. Jedoch als wir feststellen, dass die türkischen Yachties alle genau in der Mitte fahren und weder Sie, noch die Großschifffahrt Probleme damit haben, machen wir es verbotswidrig nach. Es geht gut und schnell. Gegen 16.30 Uhr sind wir im Hafen rückwärts an Mooringleinen fest. Nach dem Anlegen nutzen wir zuerst die vorhandene Dusche im Hafengebäude. Nach dem Abendbrot fällt der Skipper früh in einen tiefen Schlaf und kann sich gerade noch in sein Bett fallen lassen.

Marmara- it is a nice place

Wir waren nun mal wieder glücklich in einem vernünftigen Hafen zu liegen, während Istanbul Radio für unser Gebiet Gale Warning ausgibt. Die Sonne scheint und der Wind pfeift in unseren Stagen, obwohl wir in Landdeckung liegen. Also relaxen und die Insel erkunden! Zuerst den Ort Marmara. Klein, beschaulich, orientalisch, gemütlich, mit vielen kleinen Fastfood-Restaurants. Türkei, wo ist deine gute Küche geblieben? Alles dem Preis stattgegeben? Aber insgesamt ein Hafen, in dem man gelegen haben muss! Gute Versorgungslage, ordentliches Preis-Leistungsverhältnis, entspannte, nette Menschen - also wir haben es einfach gut getroffen. Der türkische Nachbar empfiehlt uns einen Besuch mit dem Bus in der Stadt am anderen Ende der Insel - Saraylar. Hier wird seit 3000 Jahren Marmor abgebaut. He says: it is a nice place, you must have seen. Wir erwarten neben einem Marmormuseum natürlich auch eine Stadt, die diesen Stein verwendet. Also in den Bus gestiegen, und für 5 Lira in diesen sagenhaften Ort. Die Enttäuschung ist groß. Viel Beton sowie viel Schutt der von der Stadt aus überall zu sehen ist. Ein paar alte, sehenswerte, griechische Marmorgräber werden einfach lieblos behandelt. Das Museum hat natürlich geschlossen! Dreck an jedem Fleck, schade, es geht auch besser. Zum Glück fährt ein Bus auch bald wieder zurück, in das wesentlich hübschere Marmara, über eine Insel, die sehenswert ist und viele schöne Ausblicke zulässt. Zurück in Marmara werden wir Zeugen eines grandiosen Schauspiels. Hinter dem Ort stehen Olivenhaine am Berg. Damit das Gras nicht so hoch wächst, wird es - angeblich kontrolliert - abgebrannt. Das macht man bei ruhiger Wetterlage, also nicht bei Windwarnung. Anders Türken bei Marmara - ach ist tatsächlich zuviel Wind? Dann müssen mal eben zwei Löschhubschrauber das Feuer löschen. Ein kostspieliges Schauspiel für uns alle. Da bleibt nur Fassungslosigkeit.
Wir stellen fest, dass die Mentalität offensichtlich eine Andere ist. Man lässt hier Müll einfach, wenn man ihn nicht mehr braucht, unter den Augen anderer Türken, fallen (selbst beobachtet). Der Dreck sammelt sich in Ecken, im Meer und in der Botanik. Jammervoll, dieser Zustand - überall vor Allem Plastikmüll. Eine schöne Landschaft wird so für die nächsten Generationen beschädigt. Darüber hinaus scheint das Verständnis von Schönheit, insbesondere was die öffentlichen Strukturen betrifft, weit von unseren entfernt zu sein. So wie hier, sah es in Deutschland nicht mal in den 60er Jahren aus. Ruinen, neben lieblos hinbetonierten Neubauten. Quadratisch, hässlich, gut? Schade eigentlich. Genauso wird mir der Muezzin, der mitten in der Nacht (4 Uhr) seinen, für unsere Ohren schmerzenden Gesang, brüllt, irgendwie nicht fehlen. Andere Länder - andere Sitten, aber man muss sie nicht lieben.
Türkei, du hast überwältigende Landschaften, tolle Meere, fruchtbare Gebiete, viel gutes Trinkwasser, nette Menschen - mache doch bloß mehr daraus. Eine grünere Politik würde dir gut stehen.
Also, morgen nach Cannakale zum Ausklarieren aus der Türkei, mit einem kurzen Abstecher nach Troja.

Freitag, 21. August 2015

75. Etappe Guzelce Marina - Port Marmara - Segeln mit Störung

So ist es dann nun mal. Der Morgen zeigt sich von seiner besten Seite, die Wetterberichte versprechen schönen Segelwind aus Nordost und wir haben zwischen 50 und 60 sm vor uns. Was kann uns in der kleinen netten Marina noch halten? Der Wecker klingelt um 6 Uhr, Frühstück, die Dinge des Lebens sowie Schiff klar machen dauern etwa zwei Stunden bei uns. Also legen wir gut vorbereitet für die nächste Etappe gegen 8.00 Uhr ab. Sonne, sowie 4-5 Bft. aus der richtigen Richtung - Mensch was willst du mehr? Nur Fritz (Selbststeueranlage) fehlt uns jetzt doch ganz schön. Handarbeit ist gefragt. Leider lässt der Wind immer mehr nach. Also alte Spiel - Motor an. Nach ca. 1 Std. bauen sich über Land dunkle Wolken auf. Der Wind kommt zurück, zuerst in alter Richtung und Stärke. Also nichts beunruhigendes. Dann entwickelt sich daraus eine breite Regenfront. Wir bereiten uns vor. Großsegel mit erstem Reff und Vorsegel halb eingerollt. Dann hat uns die Front. Mit bis zu 33 kn. (8 Bft.) pfeift der Wind in der Verstagung. Der Regen wäscht die Segel, Wanten und Stage endlich mal wieder sauber. Wir rasen mit bis zu 9 kn. entlang des Verkehrstrennungsgebietes. Die Wellen werden in kurzer Zeit steil und hoch, trotz über 1000 m Wassertiefe. Nach zwei Std. Ist der Spuk vorbei, der Wind und die Welle bleiben uns erhalten, daher können wir in einer Verkehrslücke das Verkehrstrennungsgebiet kreuzen. Unser Ziel Marmara, auf der Insel Marmara, im gleichnamigen Meer, fliegt uns entgegen. Wir laufen an der windgeschützten Seite der Insel in den Hafen ein und legen rückwärts, vor Anker, im hinteren Teil des Hafens an. Direkt vor den Augen, der im nahen Café sitzenden Türken. Man begrüßt uns freundlich, hilft uns beim Anlegen und knöpft uns 50 TLis ab. Darin ist Strom und Frischwasser enthalten. Ein Segen, denn damit können wir Naima von ihrer Salzkruste befreien! Wir beschließen, nach einer preiswerten Mahlzeit, mit bezahlbarem Bier, hier bleiben wir noch einen Tag und schauen.

Donnerstag, 20. August 2015

74. Etappe Marina Ataköy - Marina Guzelce

Nun war es endlich so weit. Wir waren wieder reisefähig und hatten als nächsten Hafen Büyükçekmeçe (für uns kurz -Bük) ins Auge gefasst. Dort sollten nach unserem Revierführer, dem neuesten Heikell, zwei Häfen sein. Darunter eine neue Marina Istanbul. Also los. Das Wetter sagte Nordost mit bis zu 5 Bft. voraus. Tatsächlich war der Wind auch da und die Sonne brannte vom Himmel. Wir kamen gut voran. Ein Raumwinds- bis Halbwindsschlag unter der Küste. Segeln, wie auf einem Binnenrevier - ohne Welle. Vorbei am Flughafen auf der europäischen Seite von Istanbul bis in die Bucht von Bük.... . Trotz ordentlichem Wind lag Istanbul unter einer Dunstglocke, ich glaube, man nennt das Smok. Von Weitem sahen wir keine Aktivitäten und keine Masten in der vermeintlichen Marina Istanbul. Aus der Nähe konnten wir erkennen, das die Marina im Bau befindlich ist. Nicht so schlimm, also in den nahen Hafen Mimarsinan. Nach vielen Runden im Hafen stellte sich ein Mooringplatz für uns dar. Als wir mit Hilfe von Einheimischen endlich fest waren, kam die Polizei und erklärte unter Übersetzungsbeistand eines Nachbarn, dass in diesem Hafen nur Türken liegen dürften. "No foreighn Flags". Wir sollten in die Marina Guzelce fahren, diese wäre auf Ausländer eingerichtet. Das war mir bisher noch nie passiert. Wir wurden gebeten den Hafen zu verlassen. Unsere Laune sank unter den Gefrierpunkt. Motor an und dann los. In der 4 sm entfernten Marina wurden wir jedoch nett empfangen und konnten dort mit Hilfe von vielen Hafenmitarbeitern sicher mit Mooring rückwärts anlegen. Langsam könnte die Türkei mal für positive Eindrücke sorgen. Die Hafengebühr betrug wenigstens nur ca. 23 €. Das passt dann schon eher. Übrigens, bis nach Çanakkale, Port of Exit, gibt es keine Marina mehr, mal sehen was da noch auf uns zukommt.

Mittwoch, 19. August 2015

Beschiss hoch drei

Die Tara ist nun am Nachmittag endlich fertig geworden. Eine neue Welle, eine neue Wellendichtung, ein neues Lager sowie ein neues Anschlussstück zum Getriebe, sehen insgesamt sehr gut aus. Es stellte sich bei der Montage der neuen Teile heraus, dass der Motor nicht in der Flucht der Welle gelagert war und dadurch wahrscheinlich der Schaden entstanden ist. Die Kosten für die Reparatur beliefen sich in Größenordnungen, die auch in Deutschland entstanden wären. Wir wünschen der Tara nun gute Fahrt mit dem neuen Equipment. Nun können wir endlich den ausgesprochen teuren Hafen verlassen. Also gehen auch wir zum Bezahlen. Angekündigt waren 80,00 € pro Tag. Der Manager wollte uns davon einen Discount geben, weil wir hier so lange liegen mussten. Plötzlich hieß es, er habe schon immer 85,00 € pro Tag haben wollen. Dumm, dass ich zwischen 80 und 85 nicht unterscheiden kann. Davon erließ er uns großzügig 12 %. Alles Herumreden und Aufregen nützte nichts, wir hatten für 8 Tage diesen Wahnsinnspreis zu bezahlen, obwohl wir hier eigentlich nur kurz liegen wollten. Nur wurde die Marina ja leider mit der Reparatur nicht fertig. Liebe Türken, wir fühlen uns bei euch generell als Menschen zweiter Klasse, die man am Besten ausnimmt. Wir beschließen, dieses Land so schnell wie möglich zu verlassen. Es ist fraglich, ob dieses Land mich jemals wieder sieht. Auf diese Art gehört ihr nicht in die EU und mein Bild der Türken hat sich leider verschlechtert. Aussagen und Handlungen passen leider oft nicht überein und Besucher des Landes sind Opfer, keine willkommenen Gäste. Ich werde es schwer haben, mich Türken gegenüber in Berlin normal zu verhalten.

Dienstag, 18. August 2015

One more Day in Paradise - Ende der ersten Woche in Istanbul

Wir sind offensichtlich im Orient angekommen. Heute sollte die Tara fertig sein und wieder schwimmen. Doch leider stellte sich heraus, das die Wellendichtung von Volvo Penta wohl doch nicht mitgeliefert wurde und somit die Arbeiten leider erst morgen beendet werden können. Da wir nun bereits Istanbul in alle Richtungen vermessen hatten, war unsere Laune auf dem Nullpunkt angekommen. Man sagte uns von der Marina einen großzügigen Rabatt zu - na mal sehen was das wird. Trotzdem zog es uns nicht in die Stadt. Wäsche waschen, schwitzen, im nahen Einkaufszentrum einkaufen gehen, wieder schwitzen, Wäsche von der Leine nehmen, noch mehr schwitzen, faulenzen- trotzdem schwitzen. So vergeht der Tag und wir hoffen auf morgen.
Übrigens, Fritz ist krank! Unsere Selbststeueranlage von Raymarine, SPX 5 macht für uns geniale Arbeit. Da sie bisher zuverlässig arbeitete, freundet man sich miteinander an. Sie bekommt einen Namen - nach meinem auf dem Müggelsee segelnden Mann meiner Großmutter - er hätte uns bestimmt auch immer zuverlässig gesteuert! Man kann dann auch besser mit einer entsprechenden Einheit schimpfen, wenn sie denn doch mal nicht das tut wozu sie bestimmt ist. Aber auf dem Bosporus wurde Fritz von uns leider überbeansprucht. Wellen aus allen Richtungen und Lenkungsausschläge von einer Seite zur Anderen von 90°. Da ist doch glatt in dem Antrieb ein Kunststoffrädchen überanstrengt worden. Hohe Belastung in sengender Hitze, da darf man denn schon mal sauer werden und .....! Fritz, ich danke dir. Du hast uns bis hierher sicher gesteuert. Den letzten kleinen Teil bis Nea Peramos östlich von Thessaloniki mache ich dann eben selbst. Im Winter werden wir dich in Berlin operieren - und dann bist du wieder fit für große Taten!

Another Day in Paradise

Die Tara steht weiterhin ohne Welle und damit ohne Maschinenantrieb an Land. Nun soll am Dienstag alles vorhanden sein, um das Schiff wieder ins Wasser setzen zu können. Also beschließen auch wir, noch einmal Istanbul unsicher machen. Es muss eine Hop-on, Hop-of Tour gemacht werden. Gigantische Anblicke eröffnen sich uns aus dem Oberdeck des Busses. Nach ca. 2 Std. zieht es uns an den ägyptischen Basar. Was man hier alles kaufen kann, ist doch erstaunlich. Ich glaube, die gesamte Warenpalette von China wird hier angeboten. Die meisten Dinge braucht m.E. kein Mensch. Wir kaufen uns jedoch einen großen Ventilator, made in Turkey, für 15,00 €. Der belüftet jetzt unsere Kajüte. Er erarbeitet sich gegenwärtig unsere Zuneigung. Wir wandern durch den Basar, der in seiner Vielfalt dem großen Basar in nichts nachsteht. Gewürze, Verpackungsmaterial, Kinderspielzeug, Handys und Zubehör, Uhren, Seilwaren, Hängematten, Potenzmittel, Schmuck, Kaffee, Textilien, kleine Restaurants, Haushaltswaren, loser Tabak, Nüsse, getrocknetes Gemüse, alles bunt gemischt. Ein Treiben, dass es sich lohnt zu genießen.

Montag, 17. August 2015

Ein Tag Asien mit Reni

Die asiatische Seite von Istanbul muss man natürlich gesehen haben. Unsere junge Clubkameradin Reni, ist ihrem Herzen gefolgt und hat ihren Lebensgefährten nach Istanbul begleitet. Sie lebt und arbeitet heute hier. Wir haben uns gefreut, mit ihr einen Tag auf der asiatischen Seite verbringen zu dürfen. Sie zeigte uns die Mädcheninsel, die ein Sultan, der Sage nach, für seine Tochter herrichten ließ, das Fahren mit dem Dolmus durch Istanbul und die Altstadt von Kadiköy. In den Gesprächen mit Ihr, kamen wir dem Verständnis vieler Widersprüche in der türkischen Gesellschaft näher, ohne Sie jedoch zu begreifen. Selbst der Weg über den Bosporus mit der Fähre war ein Erlebnis. Ein Treiben, das in der 18-22 Millionenstadt schier nicht enden will. Man versinkt in der Menschenmasse. Manchmal fühlt man sich klein und nur noch als Teil von einer riesigen Masse. Kein schönes Gefühl. Das Individuum zählt hier anscheinend weniger. Das Treiben in den Gassen der asiatischen Altstadt ist jedoch vielseitig und interessant zugleich. Ein Wechselbad der Gefühle und Eindrücke. Kadiköy, ein Stadteil mit vielen ansässigen Deutschen, die hier hohes Ansehen genießen.

Sonntag, 16. August 2015