Donnerstag, 4. Juni 2015

30. Etappe Nürnberg-Beilngries - die Mörderetappe

Uns war klar, dass diese Etappe lang und anstrengend wird. Jedoch sollten sich unsere Vorstellungen in den Schleusen noch übertreffen. Wir hatten noch 5 Schleusen zu Berg vor uns. Als wir in Nürnberg losfuhren folgte uns in kurzer Entfernung ein 80 m langes Lastschiff etwa in unserer Geschwindigkeit. Wir waren zu dritt und nun fuhr vor uns das Lastschiff in die erste Schleuse ein. Die Tara auf der Ostseite (links), wir rechts, hinter uns Borke mit seinem kleineren Motorboot. Dann schloss sich das Schleusentor. Auf ging die wilde Fahrt. Die Schleusenwärter aller 5 ansteigenden Schleusen ließen innerhalb der ersten Sekunden Unmengen an Wasser in die Schleusenkammer schießen. Wildwasserfahren muss eine Kleinigkeit dagegen sein. Wir verloren fast den Kontakt zur Schleusentreppe, an der wir uns aufwärts heben lassen wollten. Nur mit roher Kraftanstrengung konnten wir das Schiff wieder an die Schleusenwand bekommen. Die Schleusung ging in Schritten vor sich, so dass man nach der ersten Katastrophe (Schiff kam mit dem Heck an die Schleusenwand) alles wieder in den Griff bekam, bevor alles wieder von Neuem begann. Wenn man das Glück hatte, mit der Mittelklampe an einem Schwimmpoller auf der Ostseite zu sein, war die Kraftanstrengung doch etwas geringer. Jedoch waren die Schleusen in einem sehr schlechten Pflegezustand, sodass viele Schwimmpoller außer Betrieb waren und uns nur der Handbetriebe übrig blieb. Die Belastungen für das Material waren so groß, dass sich Schleusenhaken aufbogen und diverse Nerven auf der Strecke blieben. Für tiefgehende Schiffe, wie unsere, bleibt nur die Ostseite mit den Schwimmpollern um halbwegs vernünftig diese Schleusenorgie zu überstehen. Die Schleusenwärter können sich offenbar nicht in die Lage von Segelschiffen mit Tiefgang versetzen, um zu verstehen, welche Drücke unter Wasser durch das Kiel auf das Material ausgeübt wird. Nach 5 Schleusen war dann dieser Spuck vorbei. Wir überquerten den höchsten Teil unserer Reise bei MDK km 102 und nun geht es nur noch bergab. Ein schleusen, für fast Rentner wie uns! Bergabschleusen:"I like it". Wir laufen gegen Abend in den Hafen beim Motoryachtclub Altmühltal in Beilngries ein. Leute, das Leben kann auch schön sein! Wir können mit unseren 1,85 m Tiefgang gerade bis an den Willkommenssteg auf der linken Seite, dann sitzen wir fest im Lehmschlamm. Naima bewegt sich nicht mehr und wir uns nur noch bis zur Anmeldung und ins vereinseigene Restaurant. Wird es jetzt leichter?