Samstag, 29. August 2015
77. Etappe Marina Çanakkale - Ormos Kontias vor Diapori
Wir haben nach dem Besuch in Troja ausklariert, d.h. wir müssen die Türkei innerhalb von 24 Std. verlassen. Als der Wecker um 5.30 Uhr klingelt ist alles anders als zuvor. Das Schiff liegt ruhig, und der Meltemi schläft. Nichts rüttelt an unserem Rigg. Also duschen, Frühstück, alles seeklar machen und dann los. Wir wollen am Ausgang der Dardanellen entscheiden, wohin der Weg uns heute führt. Um 7.00 Uhr geht es los. Aus dem Hafen heraus, der Wind wird langsam stärker, kommt uns eine Fähre entgegen. Sie fährt quer zu ihrer Fahrtrichtung. Die Strömung erfasst uns mit 4 kn. Segel gesetzt und los geht die wilde Fahrt. Wir machen mit Wind und Strömung mindestens 8kn über Grund. Da wir das Verkehrstrennungsgebiet passiert haben und der Nordostwind hier als Fallwind einsetzt rasen wir ohne Welle voran, kaum merkend, dass der Wind stetig zunimmt. Wir werden von der Türkei regelrecht ausgespuckt. Auf der freien See angekommen, haben wir bereits wieder 6 Bft. Das Mittelmeer begrüßt uns mit einer kräftigen Welle, die uns zusätzlich schiebt. Also Segel reffen. Trotzdem zeigt die Logge regelmäßig Geschwindigkeiten über 8 kn an. Die Welle wir länger und wir können gerefft die Wellen surfen. Die Logge zeigt Geschwindigkeiten an, die einen frohlocken lassen. Bis 12 kn. surfen wir die Wellen herunter. In Anbetracht der Windrichtung und -stärke haben wir uns entschlossen, nach Limnos zu segeln. Der Nordkurs, Richtung Alexandropolis ist direkt gegen den Wind. Unterhalb der letzten türkischen Insel Gokceada, hinter der sich, der Sage nach, die Flotte des Odysseus versteckt hatte, wird es ein angenehmes, schnelles segeln, mit kräftigem Wind und weniger Welle. Limnos kommt uns rasant entgegen. Zuerst kaum zu sehen und dann wird die Insel schnell größer. Die Konturen werden klarer und bald haben wir das Südkap Ag. Eirini erreicht. Als wir herum sind, endet zwar die hohe Welle, jedoch mit Fallwinden von bis zu 8 Bft. rasen wir in Landdeckung bis zum Eingang der Ormos Kontias. Zeitweise werden wir von unseren lächelnden Freunden, den Delfinen, begleitet. Dann Segel bergen und gegen 33 kn. Wind in die Bucht gemotort. Es spritzt, unser Schiff wird mit einer Salzkruste überzogen und am Ende der Bucht finden wir den angekündigten guten Ankerplatz, direkt vor einer Taverne. Um 16.15 Uhr haben wir genau 70 sm hinter uns und liegen bei 40 m Kette sicher fest. Eine rekordverdächtige Fahrt. Dann Schlauchboot aufblasen, baden gehen und den Abend in der Taverne ausklingen lassen. Eigentlich dürften wir noch gar nicht an Land, weil wir noch nicht wieder in der EU einklariert sind. Jedoch der Einklarierungshafen Myrina ist voll, wie uns von der Diabolito berichtet wird und zudem noch weniger gegen den Wind geschützt. Also nehmen wir uns die Freiheit heraus, griechischen Boden zu betreten, ohne vorher angeklopft zu haben.