Wir waren nun mal wieder glücklich in einem vernünftigen Hafen zu liegen, während Istanbul Radio für unser Gebiet Gale Warning ausgibt. Die Sonne scheint und der Wind pfeift in unseren Stagen, obwohl wir in Landdeckung liegen. Also relaxen und die Insel erkunden! Zuerst den Ort Marmara. Klein, beschaulich, orientalisch, gemütlich, mit vielen kleinen Fastfood-Restaurants. Türkei, wo ist deine gute Küche geblieben? Alles dem Preis stattgegeben? Aber insgesamt ein Hafen, in dem man gelegen haben muss! Gute Versorgungslage, ordentliches Preis-Leistungsverhältnis, entspannte, nette Menschen - also wir haben es einfach gut getroffen. Der türkische Nachbar empfiehlt uns einen Besuch mit dem Bus in der Stadt am anderen Ende der Insel - Saraylar. Hier wird seit 3000 Jahren Marmor abgebaut. He says: it is a nice place, you must have seen. Wir erwarten neben einem Marmormuseum natürlich auch eine Stadt, die diesen Stein verwendet. Also in den Bus gestiegen, und für 5 Lira in diesen sagenhaften Ort. Die Enttäuschung ist groß. Viel Beton sowie viel Schutt der von der Stadt aus überall zu sehen ist. Ein paar alte, sehenswerte, griechische Marmorgräber werden einfach lieblos behandelt. Das Museum hat natürlich geschlossen! Dreck an jedem Fleck, schade, es geht auch besser. Zum Glück fährt ein Bus auch bald wieder zurück, in das wesentlich hübschere Marmara, über eine Insel, die sehenswert ist und viele schöne Ausblicke zulässt. Zurück in Marmara werden wir Zeugen eines grandiosen Schauspiels. Hinter dem Ort stehen Olivenhaine am Berg. Damit das Gras nicht so hoch wächst, wird es - angeblich kontrolliert - abgebrannt. Das macht man bei ruhiger Wetterlage, also nicht bei Windwarnung. Anders Türken bei Marmara - ach ist tatsächlich zuviel Wind? Dann müssen mal eben zwei Löschhubschrauber das Feuer löschen. Ein kostspieliges Schauspiel für uns alle. Da bleibt nur Fassungslosigkeit.
Wir stellen fest, dass die Mentalität offensichtlich eine Andere ist. Man lässt hier Müll einfach, wenn man ihn nicht mehr braucht, unter den Augen anderer Türken, fallen (selbst beobachtet). Der Dreck sammelt sich in Ecken, im Meer und in der Botanik. Jammervoll, dieser Zustand - überall vor Allem Plastikmüll. Eine schöne Landschaft wird so für die nächsten Generationen beschädigt. Darüber hinaus scheint das Verständnis von Schönheit, insbesondere was die öffentlichen Strukturen betrifft, weit von unseren entfernt zu sein. So wie hier, sah es in Deutschland nicht mal in den 60er Jahren aus. Ruinen, neben lieblos hinbetonierten Neubauten. Quadratisch, hässlich, gut? Schade eigentlich. Genauso wird mir der Muezzin, der mitten in der Nacht (4 Uhr) seinen, für unsere Ohren schmerzenden Gesang, brüllt, irgendwie nicht fehlen. Andere Länder - andere Sitten, aber man muss sie nicht lieben.
Türkei, du hast überwältigende Landschaften, tolle Meere, fruchtbare Gebiete, viel gutes Trinkwasser, nette Menschen - mache doch bloß mehr daraus. Eine grünere Politik würde dir gut stehen.
Also, morgen nach Cannakale zum Ausklarieren aus der Türkei, mit einem kurzen Abstecher nach Troja.