Samstag, 25. Juli 2015

67. Etappe Sulina - Constanta

Unsere erste richtige Seeetappe wird für uns auch gleich zu einer Herausforderung. 87 sm erwarten uns bis nach Constanta. Uns sind die Bedingungen der Reise unklar. Das Schwarze Meer soll eine kurze, steile Welle haben und zeitweise ruppig sein. Darüber hinaus haben wir für den Teil nur sehr schlechte Hafenbeschreibungen. Also beschließen wir, die Fahrt am frühen Nachmittag zu starten um am nächsten Morgen bei Tagesanbruch unser Ziel zu erreichen. Bis dahin gibt es jedoch noch viel zu erledigen. Ein Schiff muss für See ganz anders aufgeräumt werden als bei einer Flussfahrt. Vom Fenderbrett bis zum Kartentisch, alles muss nun seegerecht werden.

Bisher haben wir keinen Zielhafen für dieses Jahr. Das soll nun anders werden. Wir nehmen Kontakt mit dem griechischen Hafen Nea Paramos in Nordgriechenland auf, und machen unsere Winterplätze fest. Dort wartet man nun auf uns.

Bei all dieser betriebsamen Vorbereitung kommt ein Hafenmitarbeiter auf uns zu und bittet uns zum Hafenamt zu kommen. Hubert übernimmt für uns die Rolle, und wird sogleich für 2 Tage Liegegebühren in Höhe von 10 € los. Eine besondere Frechheit ist dabei, dass wir diesen Betrag für angefangene Tage zu bezahlen haben. Da wir Vortags am frühem Nachmittag angekommen waren und am Folgetag erst um 14.00 Uhr starten wollten, bedeutete das 20,00 € pro Schiff- für eine erbärmliche Leistung - ohne Strom, Wasser, geschweige denn Dusche. Die Hafengesellschaft ließ sich nur bewegen, die Summe, nicht wie sonst üblich, in Dollar zu kassieren, sondern in Lei. Also dann schnell weg hier. Hier waren wir Störenfried und fühlten uns nicht erwünscht.

Die See erwies sich als sehr rau. An der Hafenmole von Sulina mussten wir gleich an 2 Wracks von Küstenfrachtern vorbei, die wohl die Hafeneinfahrt bei dieser Welle nicht ganz getroffen hatten. Eine unangenehme alte See türmte sich im Flachwasserbereich der Ausfahrt vor uns auf. Das Deck wurde sogleich kräftig gespült. Die Welle hatte kein Bild, sie kam aus verschiedenen Richtungen. Also nach der Ansteuerungstonne Segel setzen! Und dann, war der Wind weg. Eine fürchterliche Dümpelei, bei 1kn. folgte. Die Segel schlugen wild hin und her. Das hält man nicht lange aus. Also Maschine an. Nach einer Stunde setzte ein leichter Wind ein und wir konnten bis in die Abenddämmerung segeln. Dann blieben jedoch noch ca. 50 sm übrig, die wir mit Motorunterstützung absolvierten. In der Nacht besuchten uns Delfine! Sie tummelten sich im Licht unserer Positionslichter. Ein unvergesslicher Moment. Leider verschwanden sie nach 10 min. wieder in der Dunkelheit. Gegen 7.30 Uhr liefen wir in Port Tomis ein und dachten zuerst an Schlaf. Doch die Küstenwache wartete schon auf uns mit den Einreiseformalitäten. Ich behaupte nie wieder - Deutschland sei bürokratisch - das hier ist unübertroffen. Jetzt erst einmal das Schlafdefizit ausgleichen.